Die Raunächte und ihre Bedeutung

Christine Fuchs
Raunächte
Die Raunächte und ihre Bedeutung - Raunächte und ihre Bedeutung I Labdanum Räucherblog

Tradition und kulturelle Hintergründe der Rauhnächte

Die Zeit zwischen den Jahren, traditionell Raunächte genannt (wir finden das auch mit h geschrieben = Rauhnächte), scheint den Menschen wieder mehr ins Bewusstsein zu rücken. „Und wie verbringst Du die Raunächte?“ darf zwischenzeitlich gefragt werden ohne schräge Blicke zu ernten. Das Bedürfnis, das eigene Leben wieder mehr an den natürlichen Rhythmen der Natur auszurichten, ist groß. Wie immer suchen wir dann nach schriftlich Überliefertem und am besten noch wissenschaftlich Fundiertem. Diesen Gefallen tun uns die Raunächte leider nicht. Trotzdem, beim Eintauchen in Mythologie und vergangene Weltbilder finden wir so einiges, an das wir anknüpfen können.  

Was bedeuten die Raunächte bzw. Rauhnächte?

Der keltische Jahreslauf orientierte sich an 8 Wegmarken durch die Natur, denn die Jahreszeiten waren das bestimmende Maß des Lebens. Nicht das lineare Abticken von Zeiteinheiten, sondern die sich ständig wechselnden Jahresqualitäten haben ganz entscheidend die Lebenskultur geprägt. Die Menschen waren in tiefer Verbindung mit der Natur, jeder Stein, jeder Baum hat in dieser Weltsicht Seele und Bewusstsein. Sobald die Natur sicht- und fühlbar in einen anderen Zustand übergeht, wird die vergangene Phase gewürdigt und die Kommende begrüßt.

Eine der wichtigsten Phasen in diesem Kreislauf war die Zeit von Anfang des Monats Dezember bis Anfang Januar. Mutter Erde, die Natur, befindet sich im tiefsten und dunkelsten Teil des Jahreslaufes, bevor alles wieder von Neuem beginnt. Ab dem 01. November (Allerheiligen, Samhain) ist das vegetative Leben zum Stillstand gekommen, es ist die Zeit des Innehaltens und der Ruhe. Im keltischen Weltbild ist jetzt die Verbindung zu den Ahnen möglich. Die Adventszeit (lat. adventus, Ankunft) Anfang Dezember ist die Zeit der Vorbereitung auf einen Höhepunkt: Die Ankunft des neuen Lichtes in Form der wiederaufsteigenden Sonne (21. Dezember, Winntersonnwende) oder der Geburt Jesu Christi als Lichtbringer wird erwartet! In jeder Tradition hat diese Vorbereitungszeit ihre eigene Ausrichtung.  

In der dunklen Jahreshälfte war die Sehnsucht nach Nähe und menschlicher Wärme groß, die Menschen sind enger zusammengerückt. Früher war diese Jahresphase noch von größeren existentiellen Ängsten geprägt wie heute: Hunger, Krankheit und  Kälte waren die bedrohlichen Geister und Dämonen des Winters. Die Sehnsucht nach Wärme und Herzlichkeit ist uns jedoch geblieben. Gerade in dieser Jahreszeit treffen wir nochmal Freunde und Kollegen. Wir feiern gemeinsam den Rückblick auf das vergangene Jahr und freuen uns auf die ruhige Zeit nach Weihnachten, auf ein paar Tage Auszeit mit Familie, Partner oder nur für sich selbst.

Die Wintersonnenwende als Auftakt der Raunächte

Bei unseren Ahnen war der Höhepunkt der 21. Dezember, es ist der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres, das Julfest, was geweihte Nächte bedeutet.  Denn in der tiefsten Dunkelheit wird das Licht neu geboren, das Rad des Lebens dreht sich weiter! Das Licht benötigt jedoch noch drei Tage, um sich zu stabilisieren. Es wird im Bauch der Mutter Erde gehegt und gepflegt, bis es sich am 24. bzw. 25. Dezember der Welt zeigt. Im vorchristlichen Mithras-Kult wurde am 25. Dezember die Geburt des Lichtes gefeiert. Im christlichen Glauben haben wir uns an vier Adventssonntagen auf Weihnachten vorbereitet. Der Adventskranz mit seinen immergrünen Tannenzweigen ist ein traditionelles Symbol für das sich immer drehenden Rad des Lebens. Das Anzünden der vier Kerzen macht deutlich, dass die Ankunft des Lichtes bzw. des Lichtbringers immer näher rückt.

Je nach Auslegung des Beginnes der Raunächte wird vom 21. auf den 22. oder vom 24. auf den 25. Dezember die Modraniht, die Nacht der Mütter, gefeiert. In archaischen Kulturen ehrten die Menschen in dieser Nacht alles Mütterliche, weil Mutter Erde bzw. die Muttergöttin das Licht in der tiefsten Dunkelheit gebiert. Im Mittelpunkt steht die Schöpferkraft des Weiblichen, die Geburt des Lichtes und die Verehrung der Mutter. Heute können wir diese uralte Tradition wieder aufleben lassen und in der Heiligen Nacht das Weibliche in uns, die eigene Mutter, unsere Großmütter oder das Weibliche, aus dem wir alle in die Welt kommen, ehren.  Ein schöner Auftakt, um die Mystik und Magie der nachfolgenden Tage greifen zu können.

Weshalb 12 heilige Nächte?

Die zwölf Heiligen Nächte ergeben sich astronomisch durch den rechnerischen Unterschied zwischen Mond- und Sonnenjahr. Der Mond benötigt 29,5 Tage für seinen Umlauf. Zwölfmal im Jahr umkreist er die Erde, das sind also 354 Tage – und nicht 365. Als Differenz bleibt also eine Zeitspanne von etwa zwölf Tagen (in einem Schaltjahr sind es exakt zwölf Tage). Die genaue Festlegung der Raunachts-Zeit ist eine Sache der Auslegung. Geht man vom 1. Januar aus, endet das Mondjahr am 21. Dezember. Werden nun die zwölf Raunächte dazugerechnet, landen wir wieder beim Ausgangspunkt 1. Januar. Sie sind dann weder dem alten Mond- noch dem neuen Sonnenjahr zugehörig. Die Zeitdauer vom 21. Dezember bis 1. Januar orientiert sich in diesem Fall also an den kosmischen Vorgaben. Das christliche Kirchenjahr nimmt als Ausgangspunkt für die Heiligen Nächte dagegen den 25. Dezember an. Ursprünglich war die Geburt Jesu auf den 6. Januar datiert. Im vorchristlichen Mithras-Kult, eine aus Persien und Indien stammende Lehre, war jedoch der 25. Dezember der höchste Feiertag. Es war der Tag von Mithras, Lichtbringer und Sonnengott. Im 4. Jahrhundert übernahm Rom dieses Datum für die Geburt Jesu. Dadurch ergab sich der Raunachts-Zeitraum 25. Dezember bis 6. Januar.

Eine dritte Variante kombiniert die kosmische und die kirchlichen Deutung: Die vier Sonn- und Festtage dieses Zeitraumes werden hier schlichtweg nicht mitgezählt. Also beginnen hier die Raunächte am 21. Dezember und enden am 6. Januar.

Diese zeitlichen Deutungen verwirren jedoch oft eher, als dass sie uns helfen. Es geht hier nicht um richtige und falsche Zeiträume. Vielmehr sollten wir uns von dem leiten lassen, was wir innerlich wahrnehmen und dies in Übereinstimmung bringen mit Traditionen und  Brauch, aber immer so, dass es für uns stimmig ist. Also spüren wir selbst in uns hinein, wann wir eine besondere Stimmung und Qualität in der Natur wahrnehmen. Der Eine fühlt den Auftakt der Raunächte mit der Wintersonnwende am 21 .Dezember. Der Andere möchte erst die weihnachtlichen Feierlichkeiten abschließen, um dann in aller Ruhe ab dem 25. Dezember in die Heiligen Nächte einzutauchen. Wichtig sind vor allem eine wache Wahrnehmung und die persönliche Aufmerksamkeit für die besondere Magie dieser Zeit. Jeder darf für sich entscheiden, wann und wie es sich für ihn stimmig anfühlt.

Es gibt unzählige Möglichkeiten, die Raunächte im Monat Dezember und Anfang Januar zu gestalten.

Viele Menschen nützen diese Zeit, um jede Raunacht einem Monat zuzuordnen, ihre Träume und Erlebnisse an der jeweiligen Raunacht zu beobachten und diese auf den entsprechenden Monat zu übertragen. Andere wiederum beschäftigen sich mit den Themen der Raunächte.

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Alles Liebe und wunderbare Raunächte wünscht dir

Christine

Christine Fuchs, Räucherexpertin aus Leidenschaft

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