Wintersonnenwende, 21. Dezember

Christine Fuchs
Jahreskreisfeste zelebrieren
Wintersonnenwende, 21. Dezember  - Wintersonnenwende und Rituale I LAB.DANUM Blog

Jahreskreisfest Wintersonnenwende

Wann ist die Wintersonnenwende? Wann beginnt die Wintersonnenwende?

Der 21. Dezember markiert den kürzesten Tag und die längste Nacht des Jahres und damit den kalendarischen Winteranfang, obwohl wir uns eigentlich seit Wochen die Zeichen auf Winter stehen. An nasskalten, trüben Tagen haben wir den Eindruck, dass sich die Sonne kaum blicken lässt, die Nacht nur mal kurz Pause macht, denn am frühen Nachmittag setzt bereits die Dämmerung ein. Das ist die Zeit, in der wir kleine Rituale mit einer Kerze und einer Tasse Tee in der Hand lieben, begleitet von feinen Räucherdüften.

Der Winter im Dezember bringt jedoch auch Wetterkapriolen auf der Nordhalbkugel mit sich: Von klirrender Kälte über Schneeverwehungen bis hin zu Plusgraden auf dem Thermometer ist alles möglich. Grüne und weiße Weihnachten wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit ab. Jetzt wird genau zu diesem Zeitpunkt, nämlich am kürzesten Tag, in der tiefsten Dunkelheit das Licht neu geboren. Im christlichen Glauben ist es am 24. Dezember die Geburt eines Lichtbringers.

Wie wurde die Wintersonnenwende gefeiert?

Die Wintersonnwende ist die Zeit des tiefsten Sonnenstandes im Jahr und wird auch Mittwinter genannt. Die Menschen fühlten sich zu diesem Zeitpunkt also bereits mitten im Winter und nicht am Winteranfang. Die kalendarische Festlegung des Winteranfangs hinkt demnach der meteorologischen hinterher. Die Wintersonnwende gehört nicht zu den keltischen Hochfesten, sie hat ihren Ursprung in den germanischen Kultzyklen. Der 21. Dezember wird mit dem Julfest gleichgesetzt, ein nordeuropäisches Fest, das zwischen Wintersonnwende und Anfang Februar gefeiert wurde.

Einen sehr frühen Ursprung des Julfestes ausmachen zu wollen, erweist sich als umstritten. Verschiedene Auslegungen deuten darauf hin, dass das Julfest identisch war mit den Festen im agrarischen Jahresverlauf, die das Ende von Tierschlachtungen und Drescharbeiten zwischen November und Dezember verkündeten. Damit war es jedoch kein Fest von einer Nacht, sondern ein Ineinandergreifen verschiedener Dankes-, Sonnen-, Toten- und Fruchtbarkeits-Zeremonien, deren Höhepunkt vermutlich in der dunklen Zeit um die Wintersonnenwende lag. Ansonsten enden alle Versuche, dem Julfest wirklich auf die Spur zu kommen, mehr oder weniger in Dichtung, Sagen und einer äußerst spärlichen Quellenlage.  

Die Wintersonnenwende in der Mythologie

Die Mythologie hält einiges an Stoff für uns bereit. Jetzt nämlich gebiert die Erdgöttin, die als einstige Totengöttin das Reich der Unterwelt beherrschte, in der tiefsten Dunkelheit das Licht bzw. das Sonnenkind und somit das neue Leben auf der Erde. Die Dunkelheit und das neu geborene Licht befinden sich noch in einem Kampf. Aber das Licht siegt über die Dunkelheit. Es wird in den nächsten Tagen wachsen, der Sonnenbogen wird größer. Das neu geborene Licht wird jedoch noch 3 Tage im Bauch der Mutter Erde sachte gewogen, bis es am 24. Dezember auf der Erde sichtbar wird. Deswegen auch der Spruch: "Das Licht der Welt erblicken". 

Nacht der Mütter

Als „Nacht der Mütter“ wurde dieser Zeitpunkt zwischen dem 21. und dem 25. Dezember erstmals 725 n. Chr. von Beda, einem angelsächsischen Theologen und Geschichtsschreiber, erwähnt.

Von zentraler Bedeutung war die Geburt durch die Mutter: Das Weibliche wurde geehrt, nicht das Kind. Gerade bei der Wintersonnenwende wird oft nur  die Geburt des Lichtes in den Vordergrund gestellt. Sein Ursprung ist jedoch die Dunkelheit, auch sie gehört gewürdigt und gefeiert. So wie mythologisch das Licht in der Dunkelheit geboren wird, wachsen die Pflanzen aus dem Dunkel der Erde. Menschen und Tiere erblicken aus dem dunklen Schoß des Mutterleibes heraus das Licht der Welt. Es ist der Zeitpunkt, an dem der Kreislauf des Lebens wieder von vorne beginnt. Deswegen wurde vom 23. auf den 24. Dezember die Nacht der Mütter gefeiert. 

Wintersonnenwende und die wilde Jagd von Wotan

In der germanischen Mythologie ist die Wintersonnenwende der Startschuss für Wotan, dem mächtigsten Gott im Götterhimmel der Germanen, und seinem Heer, das als wilde Jagd in den Raunächten (manchmal auch Rauhnächte geschrieben) durch die Lüfte zieht. Wotan reitet auf seinem Schimmel Sleipnir, begleitet von den beiden Raben Hugin und Munin, die für Gedanken und Erinnerung stehen, und den Geistern der Verstorbenen. Um das wilde Heer gnädig zu stimmen, wurden Speiseopfer vor die Tür gestellt. Mit Mehl wurde ein Pentagramm im Gehöft sichtbar ausgestreut, damit die wilde Jagd den Weg findet. Sie soll den Menschen Glück und Segen bringen. Die Totengeister sollen sich wohlfühlen, auch deswegen die Speiseopfer, damit sie sich im kommenden Fruchtbarkeitszyklus, der auch für die Menschen gegolten hat, als Nachkommen zeigen. Weniger geht es um das Vertreiben böser Geister, das kam erst in den Glaubensvorstellungen des dunklen Mittelalters auf.     

Die wilde Percht

Das weibliche Pedant von Wotan ist Hel, die als einstige Vegetationsgöttin in die Unterwelt eingezogen ist und nun über die Toten wacht.

An Ostara, Beltaine (auch Beltane, Walpurgis) und der Sommersonnenwende war sie die erblühende, junge, strahlende Fruchtbarkeits- und Erdgöttin. Jetzt liegt der Höhepunkt ihres Wirkens hinter ihr, sie steigt hinab in die Erde, um dort als Totengöttin zu wirken.

In Märchen, Sagen und Brauchtum zeigt sie sich als Frau Holle und ist bis heute im alpenländischen Brauchtum auch als Percht, die wilde Percht oder Berta lebendig. Ihr Zuständigkeitsbereich umfasst das gesamte Spektrum menschlichen Daseins: Sie bringt Fruchtbarkeit und neues Leben genauso wie den Tod. Sie beherrscht die vier Elemente, die Jahreszeiten und das Wetter. Sie sorgt für Ruhe unter dem Schnee und nimmt Menschen, Tiere und Pflanzen mit sich unter die Erde, um dort Kräfte zu sammeln und sich zu erneuern.

In der Zeit um die Wintersonnenwende haben die Menschen in ihr die Göttin gesehen, die die Natur vor bedrohlichen Dämonen schützt, um die Erde erneut fruchtbar zu machen und neues Leben zu bringen. In den Raunächten werden die Parallelen zu den Nornen, den Schicksals-Spinnerinnen der germanischen Mythologie deutlich, denn auch Frau Holle hält die Schicksalsfäden zum Weben und Spinnen in den Händen.

Weshalb feiern die Christen Jesu Geburt am Tag der Wintersonnenwende?

Im alten Rom wurde in einem Mithras-Kult am 21. Dezember der Sonnengott gefeiert und verehrt. Dieser alte Brauch war den Menschen im sich ausbreitenden Christentum nur schwer zu nehmen. Deswegen verlegten die damaligen Kirchenväter die Geburt Jesu Christi, die eigentlich im Frühjahr war, auf den 24. Dezember.

Dies wurde gefeiert als Geburt eines Lichtbringers, eben verlagert auf einen Menschen. Vorher wurde die Geburt des Lichtes, des größer werdenden Sonnenbogens, gefeiert.

Verehrung der Natur geht über auf die Verehrung eines Menschen

Leider ist den Menschen dadurch auch immer mehr die Verbindung zur Natur verloren gegangen, ja, das hat sogar zu einer krassen Trennung geführt. Denn was diese markanten Wendepunkte in der jahreszeitlichen Qualität mit uns machen und unmittelbar mit unsere Leben zu tun haben und dieses beeeinflusst, hat dadurch massiv an Bedeutung verloren und wird leider nicht mehr wahrgenommen.  Wir finden diese "Verdrehungen" von Naturfesten zu Festen, in denen ein Mensch im Mittelpunkt steht, fast durchgängig in der kirchlichen Auslegung des Christentums.

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Alles Liebe und ein schönes Wintersonnenwende-Fest wünscht Dir

Christine

Christine Fuchs, Räucherexpertin aus Leidenschaft

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