Imbolc - Wann denn nun?

Christine Fuchs
Jahreskreisfeste zelebrieren
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Gedanken zu Imbolc - wann denn nun?

Ob es nun die Raunächte sind oder das Jahreskreisfest Imbolc (was sich auf andere übertragen lässt): Ich nehme zunehmende Verkopfungen und Verkrampfungen wahr. Aktuell geht es um den nanosekündlich exakten Termin (sorry, ich neige manchmal zu Sarkasmus und habe das null im Griff), also die Frage: Wann ist denn nun Imbolc oder Lichtmess, ist es neumondlich oder vollmondlich orientiert oder christlich (nämlich 40 Tage nach der Geburt Jesus Christi) oder was nun.

Der Sinn von Jahreskreisfesten?

Im meiner Auffassung von Jahreskreisfesten verfehlt eine Termindiskussion den Sinn maximal. Denn es geht doch einzig und allein um die seelisch-emotionale Verbindung mit der Natur zu einem Zeitpunkt, an dem wir eben von dieser ein Signal bekommen, dass sich jetzt was tut. Das Licht und die Kraft der Sonne verändern sich tatsächlich Ende Januar/Anfang Februar. Es wird bereits wieder früher am Tag hell und etwas später erst dunkel. Die Wärme der Sonne nimmt zu. Das könnte als Orientierung für einen Wendepunkt in der Natur ausreichen.

Natürlich können wir uns an die Monde halten...

...denn das stellt uns natürlich eine zusätzliche Energie zur Verfügung. Da spricht also absolut nichts dagegen und scheint einer mehr oder weniger fundierten traditionellen Überlieferung zu entspringen. Ich formuliere das absichtlich so wage. Denn das ist es.

Was wir wirklich wissen?!

Im Zuge meiner Recherchen für das Buch Räuchern im Rhythmus des Jahreskreises habe ich wirklich umfassend recherchiert. Die Ernüchterung ist jedoch groß, denn tatsächlich fundierte historische, ganz zu schweigen von wissenschaftlichen, Belegen geht gegen null. Alles, was sich derzeit um die Jahreskreisfeste rankt, sind Vermutungen und aus dem Brauchtum abgeleitete Ansichten und Rituale. Daraus ergibt sich ein Mix aus teils „romantischen“ Vorstellungen darüber, wie sie früher begangen wurden. Das ist voll ok, denn so wird ein Jahreskreisfest für unsere heutigen Bedürfnisse erst greifbar und sinnhaft!
Will heißen: Das, was tatsächlich einer einigermaßen fundierten Überlieferung auf Basis konkreter Forschungen standhält, würde zu einer weiteren Ernüchterung führen. Denn die Beschreibung von derartigen Festen stimmt kaum überein mit unseren aktuellen Vorstellungen, wie unsere Vorfahren diese begangen haben. Oftmals hat der herrschende König bestimmt, wie, was, wo zu feiern ist. Vielerorts hatten die Festivitäten einen jahrmarktähnlichen Charakter. Dies zu vertiefen, ist schwierig, weil es die heutigen Sehnsüchte, die das Gestalten und Zelebrieren eines Jahreskreisfestes erfüllen soll, glatt verfehlen würde.
UND DAS MACHT AUCH NICHTS AUS! Weil: Auch Rituale wurden schon immer dem gesellschaftlichen Kontext und den seelischen Bedürfnissen angepasst. Auch die Ausgestaltung solcher Feste unterliegen „Modernisierungen“.

Jahreskreisfeste adaptiert!

Viele von uns sind heute in unserem Alltag sehr fremdgesteuert. Nichts schöneres also, den Bedürfnissen zu so einem Zeitpunkt in der Natur freien Lauf zu lassen, sich nicht an Vorgaben halten zu müssen, sich das rauspicken zu dürfen, was exakt dem eigenen Gusto entspricht – ob an Vollmond, Neumond oder wann jetzt, darf ebenso eigenmächtig entschieden werden. Denn… um Himmels Willen… es geht doch nicht um richtig und falsch in diesem Zusammenhang. Das kann es gar nicht geben, denn wir wissen einfach nicht, wir können es nur vermuten, wann einstens gefeiert wurden. Und, ich bin sicher, täten die damals Feiernden uns hören, würden sie sicher fassungslos den Kopf schütteln ob einer derart intellektuell verkrampften Diskussion.
Was ganz klar ist: Viele suchen derzeit nach Struktur und Orientierung. Und zwar je mehr diese Aspekte im Außen zerbröseln. Deswegen ist es wunderbar, wenn uns die Jahreskreisfeste diese geben und eine Einteilung vorgeschlagen wird in Mond- und Sonnenfeste. Jedoch: Bitte locker bleiben. Und wenn es weder zu Vollmond noch zu Neumond in deinen Kalender passt, dann mach es einfach zu einem Zeitpunkt, an dem du Muse, Lust, Räucherfreude und eine Verbindung zur Natur spürst.

Fazit

Hoffentlich bin ich nun niemand zu nahe getreten mit meinen Ausführungen und hoffentlich führen meine Anschauungen zu einem legeren und gaaaanz entspannten Umgang mit den Jahreskreisfesten. Denn, jetzt fällt mir noch was ein: Es geht doch darum, uns nicht auch noch bei diesem Thema im Außen zu orientieren und bestimmen zu lassen, was eh nicht belegt ist. Sondern sich nach innen zu wenden, in den eigenen Seelenraum, und mal zu spüren, was ist jetzt dran für mich im Zusammenhang mit der aktuellen Qualität in der Natur. Das ist für mich der sinnhafteste Zugang zu den Jahreskreisfesten - was natürlich gerne kombiniert werden darf mit der individuellen Auffassung des Termins bzw. Datums.
Alles Liebe, ein schönes Feiern, wann auch immer es ist, wünscht euch
Noch mehr dazu erfahrt ihr übrigens im Zoom Imbolc feiern, siehe hier: https://bit.ly/3cdzEYb