Was will uns die Mistel in den Raunächten sagen?

Christine Fuchs
Raunächte
Was will uns die Mistel in den Raunächten sagen? - Was will uns die Mistel in den Raunächten sagen?

Die Mistel - feinsinniges Wesen zwischen Himmel und Erde!

Sie birgt ganz besondere Botschaften in sich, die besonders in den Raunächten an Bedeutung gewinnen. Als Pflanzenwesen, das sich hoch in den Bäumen seinen Lebensplatz sucht, ist sie den kosmischen Kräften des Himmels näher als andere Pflanzen. Außerdem behält sie das ganze Jahr über ihre gelbgrünlich-ledrigen Blätter und entzieht sich somit dem Werden und Vergehen und den jahreszeitlichen Rhythmen. Mutig, stolz und unbeirrt gedeiht sie  das ganze Jahr hindurch.

In der mythologischen Vorstellung unserer heidnischen Vorfahren symbolisierten die weißen Beeren der Mistel das Sperma. Die roten Früchte der Stechpalme dagegen standen für das Blut, das Menstruationsblut. Beides zusammengebracht in der tiefsten Dunkelheit am Jahresende, in den 12 heiligen Nächten, kündete dies vom unendlichen und immerwähernden Kreislauf des Lebens und vor allem von der Fruchtbarkeit. Das gab den Menschen Mut und Hoffnung, dass auch in der kältesten und unwirtlichsten Zeit des Jahres das Leben stets von vorne beginnen wird. Denn das Sonnenkind war ja schon geboren am 21. Dezember, es musste sich jetzt stabilisieren. Bald schon, am 06. Januar, konnten die Menschen beobachten, dass der Sonnenbogen tatsächlich wieder größer wird. Uns mutet das heute seltsam an. Immerwährend eine Stromquelle zur Hand und nahezu 24 Stunden am Tag Zugriff auf Lebensmittel in Supermärkten lässt nur schwerlich die Beweggründe für solche Denkmuster nachvollziehen.

In den Raunächten rankten sich allerlei Bräuche um die Mistel

Sie wurde an der Haustür oder in einem Türrahmen aufgehängt. Zwei, die sich unter ihr begegneten und sogar küssten, waren einander versprochen. Der Mistelzweig im Brautstrauß sollte der Braut ebenfalls Fruchtbarkeit bescheren.

Heute kennen wir die Mistel zu Weihnachten als Dekorationselement, das nicht fehlen darf. Der damit verbundenen Sinn ging leider verloren.

Photo by Annie Spratt on Unsplash